Das Regest der Zukunft

Vom 16. – 17. April 2024 fand in Aachen der erste inhaltliche Workshop des Projekts „Die Formierung Europas durch Überwindung der Spaltung im 12. Jahrhundert“ statt. Unter dem Motto „Regesten heute und morgen“ diskutierten Expertinnen und Experten der klassischen Diplomatik und der Digital Humanities gemeinsam mit allen Projektmitarbeitenden über die Zukunft des Regests und das Regest der Zukunft.

Projektleiter Professor Harald Müller im Gespräch mit Professor Gerhard Lubich.

Schon die erste Sektion zur modernen Regestierungspraxis begann mit der provokanten Frage, unter welchen Umständen das Regest als Medium und historisches Werkzeug noch zeitgemäß sein kann. Die Antwort liegt in den Tugenden und Chancen des digitalen Regests: der Medienneutralität, flexiblen Durchsuchbarkeit, der Lesbarkeit durch Mensch und Maschine oder der Möglichkeit zur schnelleren Veröffentlichung. Damit einhergehende Anforderungen an die inhaltliche und technische Erschließung, etwa die Nutzung von Normdaten und standardisiertem Vokabular, wurden ebenso beleuchtet wie mögliche Formen der Wissensmodellierung und deren Auswirkung auf die Arbeit des Regestierenden als ‚dokumentierender Auszeichner‘.

In Praxisphasen gewährten Gerhard Lubich, Andreas Kuczera und Viktoria Trenkle zudem einen wertvollen Einblick in die handwerklichen Fragen der Regestierungsarbeit bei den Regesta Imperii.

Auf der Suche nach technischen Lösungen der Datenbankmodellierung für das Herzstück des Vorhabens, die projekteigene Arbeits- und Forschungsplattform, stellte sich die zentrale Frage nach Natur und Zuschnitt des geplanten Portals. Welche Quellen und Daten sollen zugänglich gemacht werden? Welche Nutzungsmöglichkeiten sind technisch möglich und wo ergeben sich Synergieeffekte mit bestehenden Datenbanken?

Auch die Herausforderungen der digitalen Regestierung wurden diskutiert. Wie kann man die inhaltliche und formale Heterogenität der zu erschließenden Quellen in der rein dokumentarischen Regestenform abbilden? Auf technischer Seite wird zu klären sein, wie sich die oft unscharfen historischen Informationen maschinenlesbar codieren lassen oder wie der dauerhafte Zugang und die Vergleichbarkeit von Regesten über die Zeit hinweg gewährleistet werden kann. Ebenfalls eine große Rolle spielten die für ein Langzeitprojekt wesentlichen Aspekte der Zukunftssicherheit und Nachhaltigkeit. Durch Maßnahmen wie die Dokumentation von Entscheidungen bei der Konzeption der Datenbank und der Quellenerschließung, dynamische Konservierungsstrategien oder die institutionelle Verankerung auch nach Projektende, können Daten dauerhaft verfügbar gemacht und von kommenden Generationen nachgenutzt werden.

Mit dem gewonnenen Expertenwissen und der richtigen Weichenstellung, möchte man Georg Vogeler zustimmen, winkt den Regesten Papst Alexanders III. „eine strahlende Zukunft“.

Die Referenten:

Professor Georg Vogeler vor einer Präsentationsfolie mit der Überschrift "Regesten Alexanders III. Eine strahlende Zukunft".

This work is licensed under CC BY-NC-ND 4.0 (Formierung Europas); Fotos: Johanna Leinweber